Studienübersichten

Mobilfunk-relevante Arbeiten sind solche mit Mobilfunk-Exposition, d.h.

Bitte beachten Sie, dass eine Publikation mehreren Endpunkten zugeordnet sein kann, d.h. die Summe der Publikationen aus den einzelnen thematischen Punkten und Unterpunkten kann größer als die Gesamtsumme der tatsächlichen Publikationen sein.

Experimentelle Studien zu Mobilfunk

1692 Studien insgesamt
  1. 734 Studien
  2. 560 Studien
  3. 509 Studien
  4. 220 Studien
  5. 203 Studien
  6. 118 Studien

Gehirn

509 Studien insgesamt
  1. 152 Studien
  2. 148 Studien
  3. 140 Studien
  4. 79 Studien
  5. 35 Studien
  6. 35 Studien
  7. 18 Studien

Kognitive, psychomotorische oder Gedächtnis-Funktionen 140 Studien insgesamt

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Kognition umfasst alle Informationsverarbeitungsprozesse im Gehirn, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen. Kognitive Fähigkeiten sind z.B. Aufmerksamkeit, Urteilsfähigkeit, Lernfähigkeit, Abstraktionsvermögen, Kreativität, Planen, Orientierung und die willentliche (exekutive) Kontrolle.

Psychomotorik umschreibt psychische Vorgänge (z.B. Emotionalität, Konzentration, individuelle Persönlichkeitskonstitution), die Einfluss auf das Bewegungsverhalten (Motorik) haben können.

Gedächtnis ist die Fähigkeit des Nervensystems, aufgenommene Informationen zu speichern, zu ordnen und wieder abzurufen. Die Fähigkeit zur Gedächtnisbildung ist Ausdruck der Plastizität von neuronalen Systemen und Grundlage für Lernprozesse.

Viele Studien untersuchen die Wirkungen akuter Mobilfunk-Expositionen auf den Kopf und dahinter liegende Gehirnbereiche. Ziel ist es, zu klären, ob hochfrequente elektromagnetische Felder, die von Mobiltelefonen emittiert werden, die Gehirnaktivität und damit verbundene Funktionen beeinflussen können. Mögliche biologische Wirkungen könnten z.B. durch Wärmeentwicklung (thermischer Effekt) aufgrund lokaler Gefäßerweiterungen entstehen. Die pro Zeiteinheit im Gewebe absorbierte Energie (Spezifische Absorptionsrate SAR) ist hierbei eine Basisgröße für die Beurteilung der thermischen Wirkung von Hochfrequenzstrahlung. Einige Autoren verfolgen die Hypothese, dass elektromagnetische Felder die elektrischen Potentiale in Zellen verändern und somit Neuronen mit hocherregbaren, polarisierten Membranen beeinflussen können (athermischer Effekt). Im weiteren Verlauf können solche thermischen und athermischen Prozesse zu indirekten Wirkungen von Mobiltelefonen führen, wie z.B. Beeinflussungen des Gedächtnisses, der Lernfähigkeit oder der Aufmerksamkeit. Diese Wirkungen können sowohl zu Zugewinnen an Leistungsfähigkeit führen (z.B. schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeit, bessere Aufmerksamkeit und Gedächtnis), aber auch abträglich sein (z.B. eingeschränkte selektive Aufmerksamkeit, Gedächtnisbeeinträchtigung). Eine weitere Hypothese ist, dass durch die Nähe des Mobiltelefons zum Parietallappen des Gehirns vor allem Wirkungen auf die räumliche Verarbeitung auftreten können, was wiederum für psychomotorische Prozesse bedeutsam wäre.

Um die Wirkungen elektromagnetischer Felder auf das Gedächtnis, kognitive Funktionen und psychomotorische Funktionen zu erforschen, werden Untersuchungen an Menschen und Tieren, vornehmlich Ratten oder Mäusen, durchgeführt. Folgende Testverfahren (Computerbasierte und/oder Papier-Bleistift-Tests) werden häufig eingesetzt:

In tierexperimentellen Studien werden hauptsächlich Lernverhalten und Gedächtnis mithilfe von Labyrinth-Tests untersucht.

Die Wirkungen elektromagnetischer Felder auf kognitive, psychomotorische und Gedächtnisfunktionen sind schwer außerhalb einer standardisierten Testumgebung messbar. Häufig werden Blindstudien oder Doppel-Blindstudien durchgeführt, um den Einfluss von Erwartungen und Verhaltensweisen seitens der Versuchsteilnehmer oder der Versuchsleiter zu verhindern. Da die meisten Studien unter kontrollierten Bedingungen an selektiven Stichproben durchgeführt werden, sind die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf Alltagssituationen übertragbar. Weiterhin unterscheiden sich die einzelnen Studien oft stark in den verwendeten Expositions-Parametern und Testverfahren, so dass es schwer ist, die z.T. widersprüchlichen Ergebnisse zu vergleichen und zu bewerten.

Von den 45 vorliegenden Studien (Stand: März 2009) untersuchten 20 Studien die möglichen Wirkungen von Mobiltelefonen auf Parameter der kognitiven Leistungsfähigkeit, 11 Studien untersuchten die Wirkungen auf Gedächtnisfunktionen, 5 Studien untersuchten die Wirkungen auf psychomotorische Kennwerte, 4 Studien untersuchten die Wirkungen auf die Aufmerksamkeit, 4 Studien untersuchten die Auswirkungen auf das EEG während einer kognitiven Aufgabe oder peripherphysiologische Parameter, und 3 Studien untersuchten die Wirkungen auf die neuronale Aktivität oder die Gehirnentwicklung. Ingesamt wurden 38 Studien am Menschen durchgeführt und 7 Studien mit Ratten oder Mäusen. Einige Arbeiten deuten darauf hin, dass kurzzeitige Mobilfunk-Exposition akut zu Verbesserungen der Aufmerksamkeit (z.B. Artikel 8723, 10074) und des Gedächtnisses führen (z.B. Artikel 10014) können. Andere dagegen zeigen, dass längerfristige Mobilfunk-Expositionen elementare kognitive Prozesse (z.B. Artikel 10779) beeinträchtigen können. Langzeit-Studien zum Thema liegen bisher nicht vor.

Generell ist die Bewertung möglicher Wirkungen elektromagnetischer Felder auf kognitive, psychomotorische und Gedächtnisfunktionen ein schwieriger und zeitaufwendiger Prozess, der aufgrund der dargestellten Problematik (z.B. verschiedene Studiendesigns, Testverfahren etc.) nur von entsprechenden Expertengremien durchgeführt werden kann. Während eines solchen Prozesses müssen alle Publikationen aller Studientypen (tierexperimentelle Studien, experimentelle Probanden-Studien, Bevölkerungsumfragen) mit ähnlichen Expositionsparametern und Endpunkten gesammelt werden und im Hinblick auf ihre jeweilige Qualität (z.B. Dosimetrie, Studiendesign, Stichprobengröße, Messverfahren, Statistik) eingeschätzt werden. Die Ergebnisse müssen replizierbar sein und im Zusammenhang mit vergleichbaren Forschungsstudien bewertet werden.

Auf internationaler Ebene ist insbesondere die WHO dafür verantwortlich, Stellung zu den Wirkungen elektromagnetischer Felder zu beziehen. Für Fragen zur öffentlichen Gesundheit liegen entsprechende Stellungnahmen vor (WHO 2000).
Auf nationaler deutscher Ebene ist die entsprechende Behörde das Bundesamt für Strahlenschutz BfS. Auch hier liegen themenspezifische Stellungnahmen vor. Zum Thema "Gehirn, Kognition und Schlaf" (BfS 2009) erstellte das Bundesamt für Strahlenschutz 2009 eine zusammenfassende Literaturübersicht. Auch die Strahlenschutzkommission beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gibt entsprechende Stellungnahmen ab. In einer 2001 veröffentlichten Stellungnahme über Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor elektromagnetischen Feldern (Artikel 10532), wurden wissenschaftliche Studien zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern, die seit 1998 veröffentlicht wurden, bewertet. Ein Teilaspekt dieser Bewertung bezog sich auf die Wirkungen auf kognitive Funktionen beim Menschen, wobei folgendes Fazit gezogen wurde: "Die Vielzahl an untersuchten, unterschiedlichen Reaktionszeittypen, die bei Exposition zum Teil verkürzt, aber andere auch verlängert waren, lässt keine eindeutige Bewertung zu, gibt aber Hinweise auf eine mögliche Beeinflussung von physiologischen Prozessen. Es ist weitere Forschung notwendig, um zu klären, ob bei der Nutzung von Handys die Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinflusst wird."

Eine Bewertung von über 150 wissenschaftlichen Studien zu hochfrequenter Exposition des Schweizer Bundesamtes für Umwelt (BAFU) von 2007 fasst die gesundheitlichen Wirkungen von Hochfrequenzbefeldung auf diverse Endpunkte zusammen (Artikel 15806). Im Bereich 'Kognitive Funktionen' wird folgendes Fazit gezogen: "In einigen Untersuchungen wurden unter Exposition längere Reaktionszeiten beobachtet, in mehreren anderen zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Exposition und Scheinexposition. [...] Bezüglich der Fehlerraten ergaben sowohl die älteren als auch die aktuellen Studien überwiegend keine Expositionseffekte; vereinzelt wurde eine Zu- und Abnahme der Anzahl korrekter Antworten beobachtet. [...] Die methodische Qualität der neueren Experimente ist besser als diejenige der früheren Studien. Mängel bestehen weiterhin in Bezug auf die Beschreibung der Exposition. Die Vergleichbarkeit wird dadurch limitiert, dass neben Intensität und Dauer der Exposition auch der Zeitpunkt der Testung nicht einheitlich ist: In den meisten Studien wurden die neuropsychologischen Tests während der Exposition durchgeführt, in anderen Arbeiten nach Expositionsende. Zudem ist die Anzahl der Probanden in den meisten Studien gering, und die Frage der statistischen Power zum Nachweis diskreter Unterschiede wird kaum diskutiert. Auch größere Studien ergaben keine signifikanten Expositionseffekte. Einige positive Resultate können durch Zufall entstanden sein. [...] Die Evidenz für kurzfristige Effekte der Mobiltelefonexposition auf die kognitiven Funktionen wird aufgrund der inkonsistenten Ergebnisse der aktuellen experimentellen Untersuchungen gegenüber früheren Bewertungen von 'wahrscheinlich' als 'möglich' zurückgestuft. Auswirkungen der langfristigen Belastung durch Mobilfunkantennen können erst beurteilt werden, wenn weitere Bevölkerungsstudien mit adäquaten Expositionsmessungen vorliegen."

Folgende Autoren und Expertengremien haben in Reviews und Stellungnahmen die Wirkungen elektromagnetischer Felder im Frequenzbereich des Mobilfunks, insbesondere im Hinblick auf kognitive und psychomotorische Wirkungen und das Gedächtnis bewertet:

Dieser Beitrag wurde mit der freundlichen Unterstützung von Frau Dr. Cornelia Sauter (Klinische und Gesundheitspsychologin, Charité Berlin) erstellt.