Veränderung von Hirnströmen

Das menschliche Gehirn besteht aus Netzwerken von Nerven, welche sich in unterschiedlichen Aktivierungszuständen befinden können. Die Hirnaktivität kann dabei über verschiedene Indikatoren gemessen werden, z.B. durch Veränderungen der elektrischen Spannungs-Zustände, was mit Hilfe des EEG (Elektroenzephalogramm) gemessen werden kann. Eine besondere Wellenform im EEG sind die ereigniskorrelierten Potenziale. Anders als beim spontan gemessenen EEG (das von einem bestimmten "Ereignis" unabhängig auftritt) werden diese Wellenformen entweder durch Sinneswahrnehmungen (z.B. visuelle, akustische, motorische oder somatosensorische Reize) ausgelöst (evoziert) oder sie sind mit kognitiven Prozessen (z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis) korreliert (ereigniskorreliert). Evozierte Potenziale zeigen also die Verarbeitung des physikalischen Reizes, während die ereigniskorrelierten Potenziale durch "höhere Prozesse" verursacht werden. Eine Schwierigkeit bei der Interpretation von EEG verschiedener Individuen besteht in der ausgeprägten hohen Variabilität zwischen einzelnen Individuen. Diese Variabilität ist weniger stark ausgeprägt bei ereigniskorrelierten Potenzialen und evozierten Potenzialen.

Es gibt viele verschiedene Studien, die den Einfluss von Magnetfeldern auf die Hirnaktivität beim Mensch und bei Tieren untersucht haben, indem die spektrale Leistungsdichte in den Hauptfrequenzbändern des EEG, evozierte oder ereigniskorrelierte Potenziale untersucht wurden (eine detaillierte Auflistung befindet sich in "Environmental Health Criteria 238" der WHO , S. 125 ff. und S. 151 oder für magnetische Felder innerhalb des EMF-Portals ebenso wie für elektrische Felder im EMF-Portal). Die Studien sind aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit im experimentellen Design und in den Expositions-Bedingungen nur schwierig zu vergleichen und zu bewerten. Es liegen zudem Inkonsistenzen und widersprüchliche Ergebnisse vor. Auch der Europäische Wissenschaftliche Ausschuss für neu-auftretende und neu-identifizierte Gesundheitsrisiken der EU (SCENIHR 2015) kommt in seiner Bewertung (S. 169) zu dem Schluss, dass die vorliegenden Studien aufgrund ihrer Heterogenität in Bezug auf die applizierten Felder, die Expositions-Dauer und die statistischen Methoden nicht hilfreich sind, um aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen. Die WHO sieht in diesem Bereich noch Forschungsbedarf, insbesondere bei beruflich exponierten Personen und Kindern.