Studientyp: Medizinische/biologische Studie (experimentelle Studie)

Genetic analysis of circadian responses to low frequency electromagnetic fields in Drosophila melanogaster med./bio.

[Genetische Analyse der zirkadianen Reaktionen auf niederfrequente elektromagnetische Felder bei Drosophila melanogaster]

Veröffentlicht in: PLoS Genet 2014; 10 (12): e1004804

Ziel der Studie (lt. Autor)

Es sollten die Auswirkungen einer Exposition von unterschiedlichen Stämmen von Drosophila melanogaster bei statischen und verschiedenen extrem niederfrequenten Magnetfeldern und bei sichtbarem Licht auf die zirkadiane und generelle Bewegungsaktivität untersucht werden. Außerdem wurde die Biolumineszenz von Hirn-Schnitten aus dem Nucleus suprachiasmaticus (Hirn-Region, die verantwortlich für die Kontrolle des zirkadianen Rhythmus ist) von Mäusen als Reaktion auf 50 Hz-Magnetfelder untersucht.

Hintergrund/weitere Details

Derzeit ist nicht klar, wie der Magnetsinn bei Tieren funktioniert. Eine Hypothese schlägt vor, dass Cryptochrom (ein Photorezeptor, der über Licht aktiviert wird und dann auf Magnetfelder reagieren kann) über einen Radikal-Paar-Mechanismus als Magnetorezeptor fungieren könnte (über verschiedene Tryptophan-Reste und den Flavin-Kofaktor (FAD)). Diese Hypothese sollte mit Hilfe von Wildtyp-Drosophila melanogaster, verschiedenen genetisch modifizierten Cryptochrom-Mutanten von Drosophila melanogaster und mit Säugetier-Cryptochrom sowohl in transgenen Drosophila als auch in der "Säugetier-Umgebung" (Hirn-Schnitte) untersucht werden.
Drosophila melanogaster enthält als Photorezeptor CRY, während in Nicht-Drosophila-Insekten Typ 1 CRY und Typ 2 CRY vorkommt. Bei Säugetieren gibt es hingegen zwei ähnliche Typ 2 CRYs.

Die Wildtyp-Fliegen wurden bei verschiedenen Bedingungen exponiert: 1.) statisches Magnetfeld (300 µT), 2.) 50 Hz-Magnetfeld (300 µT), 3.) 3 Hz-Magnetfeld (300 µT), 4.) 3 Hz-Magnetfeld (90 µT) und 5.) 3 Hz-Magnetfeld (1000 µT). Die genetisch modifizierten Stämme wurden bei einem 3 Hz-Magnetfeld (300 µT) exponiert. Die Gewebe-Schnitte des Nucleus suprachiasmaticum wurden bei einem 50 Hz-Magnetfeld mit magnetischen Flussdichten von 50 µT (Anzahl der Schnitte=10), 150 µT (n=5), 300 µT (n=10) oder 500 µT (n=10) exponiert.
Die Experimente mit den Fliegen liefen folgendermaßen ab: Zwei Fliegen-Gruppen des gleichen Genotyps wurden sieben Tage lang bei gedämpftem blauen Licht untersucht, gefolgt von acht Tagen bei der gleichen Beleuchtung, aber entweder bei einem Magnetfeld exponiert oder unter Schein-Exposition. Die Gewebe-Schnitte wurden für fünf Tage Magnetfeld-exponiert und anschließend fünf Tage schein-exponiert oder in entgegengesetzter Reihenfolge. Es wurde Licht verschiedener Wellenlängen benutzt.

Endpunkt

Exposition/Befeldung (teilweise nur auf Englisch)

Exposition Parameter
Exposition 1:
Expositionsdauer: kontinuierlich für 8 Tage
Wildtyp-Fliegen
Exposition 2: 50 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 8 Tage
Wildtyp-Fliegen
Exposition 3: 3 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 8 Tage
Wildtyp-Fliegen
Exposition 4: 3 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 8 Tage
Wildtyp-Fliegen
Exposition 5: 3 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 8 Tage
Wildtyp-Fliegen
Exposition 6: 3 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 8 Tage
genetisch modifizierte Fliegen
Exposition 7: 50 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 5 Tage
Hirn-Schnitte
Exposition 8: 50 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 5 Tage
Hirn-Schnitte
Exposition 9: 50 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 5 Tage
Hirn-Schnitte
Exposition 10: 50 Hz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 5 Tage
Hirn-Schnitte

Exposition 1

Hauptcharakteristika
Frequenz
Typ
Polarisation
Expositionsdauer kontinuierlich für 8 Tage
Zusatzinfo Wildtyp-Fliegen
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
Aufbau flies were exposed in a modified Schuderer apparatus (Schuderer et al., 2004); field was generated by two independent double-wrapped coils placed inside two µ-metal boxes within a commercial incubator; four quadratic Helmholtz coil systems produced a homogenous magnetic field (static or oscillating) with perpendicular orientation to the horizontal plane of the Trikinetics monitors, each coil was formed with a pair of wires with the current passing in the same direction through both wires for EMF exposure but in opposite directions to provide a sham exposure condition
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 300 µT - - - -

Exposition 2

Hauptcharakteristika
Frequenz 50 Hz
Typ
Polarisation
Expositionsdauer kontinuierlich für 8 Tage
Zusatzinfo Wildtyp-Fliegen
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 300 µT - - - -

Exposition 3

Hauptcharakteristika
Frequenz 3 Hz
Typ
Polarisation
Expositionsdauer kontinuierlich für 8 Tage
Zusatzinfo Wildtyp-Fliegen
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 300 µT - - - -

Exposition 4

Hauptcharakteristika
Frequenz 3 Hz
Typ
Polarisation
Expositionsdauer kontinuierlich für 8 Tage
Zusatzinfo Wildtyp-Fliegen
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 90 µT - - - -

Exposition 5

Hauptcharakteristika
Frequenz 3 Hz
Typ
Polarisation
Expositionsdauer kontinuierlich für 8 Tage
Zusatzinfo Wildtyp-Fliegen
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 1.000 µT - - - -

Exposition 6

Hauptcharakteristika
Frequenz 3 Hz
Typ
Polarisation
Expositionsdauer kontinuierlich für 8 Tage
Zusatzinfo genetisch modifizierte Fliegen
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 300 µT - - - -

Exposition 7

Hauptcharakteristika
Frequenz 50 Hz
Typ
Expositionsdauer kontinuierlich für 5 Tage
Zusatzinfo Hirn-Schnitte
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
Aufbau slices were exposed through coils in a system based on the Schuderer apparatus (µ-metal shielded chamber, see Schuderer et al., 2004) within an incubator at 37°C
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 50 µT - - - -

Exposition 8

Hauptcharakteristika
Frequenz 50 Hz
Typ
Expositionsdauer kontinuierlich für 5 Tage
Zusatzinfo Hirn-Schnitte
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
  • same setup as in Exposure 7
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 150 µT - - - -

Exposition 9

Hauptcharakteristika
Frequenz 50 Hz
Typ
Expositionsdauer kontinuierlich für 5 Tage
Zusatzinfo Hirn-Schnitte
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
  • same setup as in Exposure 7
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 300 µT - - - -

Exposition 10

Hauptcharakteristika
Frequenz 50 Hz
Typ
Expositionsdauer kontinuierlich für 5 Tage
Zusatzinfo Hirn-Schnitte
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
  • same setup as in Exposure 7
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
magnetische Flussdichte 500 µT - - - -

Referenzartikel

Exponiertes System:

Methoden Endpunkt/Messparameter/Methodik

Untersuchtes System:
Untersuchungszeitpunkt:
  • vor der Befeldung
  • während der Befeldung
  • nach der Befeldung

Hauptergebnis der Studie (lt. Autor)

In Wildtyp-Fliegen (CRY) verkürzte die Magnetfeld-Exposition (Gruppen 1-5) im Vergleich zur Schein-Exposition signifikant die zirkadianen Perioden und erhöhte die Bewegungsaktivität signifikant. Außerdem zeigte die Western Blot-Untersuchung, dass die Magnetfeld-Exposition im Vergleich zur Schein-Exposition die Stabilität des Cryptochroms signifikant steigerte.
In genetisch modifizierten Fliegen, die kein Cryptochrom exprimierten, wurde keine Reaktion auf das Magnetfeld festgestellt. Weitere Experimente mit Cryptochrom-Mutanten-Fliegen zeigten, dass das Tryptophan, das bisher für den Elektronen-Transfer beim Radikalpaar-Mechanismus als unabdingbar gehalten wurde, nicht für die Reaktion auf Magnetfelder benötigt wird. Transformanten, die hCRY1 trugen, waren unfähig, das Magnetfeld wahrzunehmen.
Das Säugetier-Cryptochrom (hCRY2) reagierte auf das Magnetfeld, wenn es in Fliegen kloniert wurde, jedoch nicht in seiner "Säugetier-Umgebung", d.h. in den Hirn-Schnitten der Maus.
Die Autoren schlussfolgern, dass Cryptochrome als Sensoren für blaues Licht und Magnetfelder fungieren und dass der Mechanismus auf Faktoren beruht, die in der speziellen zellulären Umgebung vorhanden sind.

Studienmerkmale:

Studie gefördert durch

Themenverwandte Artikel