EEG/Hirnaktivität

Das menschliche Gehirn besteht aus Netzwerken von Nerven, welche sich in unterschiedlichen Aktivierungszuständen befinden können. Die Hirnaktivität kann z.B. durch Veränderungen der elektrischen Spannungs-Zustände mithilfe des EEGs (Elektroenzephalogramm) gemessen werden. Dabei kann das Gehirn im relativen Ruhezustand (Ruhe-EEG), im Schlaf (Schlaf-EEG) und bei kognitiver Beanspruchung untersucht werden. Im letzteren Fall werden sog. ereigniskorrelierte Potenziale gemessen.

Aufgrund der Nähe des Mobiltelefons zum Kopf während eines Telefonats ist das Gehirn, im Vergleich zum restlichen Körper, relativ hohen sogenannten spezifischen Absorptionsraten (SAR) ausgesetzt (Hossmann et al. 2003, S.49). Manche Autoren vertreten die Hypothese, dass dabei ein gewisser Anteil der hochfrequenten Felder von der Schädeldecke absorbiert wird und das Gehirn erreicht. Dies könnte zu einer möglichen Wechselwirkung zwischen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und der Hirnaktivität führen (Valentini et al. 2007, S.1).

Die Wirkungen von Mobilfunk-relevanten hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die Hirnaktivität wurden in einer Vielzahl von Studien untersucht. Eine Übersicht aller experimentellen Mobilfunk-relevanten Studien zur Hirnaktivität finden Sie in der Studienübersicht Mobilfunk des EMF-Portals. Die Wirkungen von einer Handy-Exposition auf das Schlaf-EEG werden zudem auch im Kapitel "Schlaf" vorgestellt. Verschiedene internationale und nationale Gremien beurteilen die Datenlage hinsichtlich der Evidenz für eine Wirkung auf die Hirnaktivität nicht einheitlich, sind sich jedoch einig hinsichtlich der möglichen Konsequenzen für die Gesundheit.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in ihrer letzten Kurz-Stellungnahme (Fact sheet № 193, 2014) bezüglich der Studien zur Hirnaktivität keine ausreichende Evidenz für nachteilige Wirkungen auf die Gesundheit. Die Einschätzung der WHO wird von allen im Folgenden genannten Gremien geteilt.

Auf europäischer Ebene sieht der Wissenschaftliche Ausschuss für neu auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken der EU (SCENIHR, 2015, S.126 f) in der Gesamtschau aller Studien Hinweise auf schwache Wirkungen auf die Hirnaktivität. Im Ruhe-EEG wird dabei hauptsächlich eine Zunahme der Intensität der Alphawellen beschrieben, jedoch bemängelt SCENIHR die Qualität vieler älterer Studien (z.B. aufgrund fehlender Doppelblind-Studien) und befindet die Ergebnisse neuerer Studien als zum Teil widersprüchlich und inkonsistent. Im Schlaf-EEG sieht SCENIHR Veränderungen in unterschiedlichen EEG-Frequenzbereichen und Schlafphasen und stimmt damit der Bewertung anderer Experten überein (z.B. der Schwedischen Strahlenschutz-Behörde (SSM), 2016, S.8). Auch bei ereigniskorrelierten Potenzialen sieht SCENIHR keine konsistenten Wirkungen. Der Ausschuss weist darauf hin, dass die Ergebnisse einiger Studien (z.B. Croft et al. 2010 und Vecchio et al. 2010) auf altersabhängige Wirkungen hindeuten könnten, die bisher nicht ausreichend untersucht wurden.

Die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK, 2011, S.24 ff) urteilt hinsichtlich der Wirkungen auf die Hirnaktivität ähnlich wie SCENIHR und fordert weitere Forschung mit stringenten Versuchsprotokollen und eine Untersuchung möglicher altersabhängiger Wirkungen. Das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU, 2014, S.22 f) sieht hingegen eine ausreichende Evidenz für Veränderungen der EEG-Aktivität durch Mobilfunk-Exposition. Konkret sieht das BAFU eine Evidenz für eine Zunahme der Aktivität im Bereich der Alphawellen im Wach-Zustand und einen Aktivitätsanstieg im Frequenzbereich zwischen 12 und 15 Hz im Schlaf.

Als Fazit kann gezogen werden, dass internationale wie nationale Expertengremien höchstens leichte Wirkungen auf die Hirnaktivität durch Mobilfunk-relevante hochfrequente elektromagnetische Felder als möglich erachten, dabei jedoch keine ausreichende Evidenz für gesundheitlich relevante Wirkungen sehen. Eine neue ausführliche Stellungnahme der WHO zu den Wirkungen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wird für 2016 erwartet (Fact sheet № 193, 2014).